#1

Fluoreszenzmikroskopie und Fotografieren

in Mikroskopie 22.04.2021 17:37
von witweb | 704 Beiträge

Hallo zusammen,

ich hatte hier ja schon einige Bilder gezeigt, die ich mit meiner Fluoreszenz-Einrichtung am Mikroskop aufgenommen habe.
Vielleicht ist von Interesse, wenn ich mal meine ersten Erfahrungen schildere, die ich dabei gemacht habe?

Ich habe zunehmend gemerkt, dass das Fotografieren bei Fluoreszenz doch etwas anderes ist, als ich das sonst vom Mikroskop her kenne.
Generell entstehen die meisten Aufnahmen bei mir durch Stacken, nur gelegentlich mache ich Einzelbilder zu Testzwecken oder für mich zur Dokumentation.

Allgemein bekannt ist, dass man beim Umgang mit UV-Licht eine Schutzbrille tragen muss. Da ich sonst eine normale Computerbrille trage, muss diese Schutzbrille eine sogenannte Überbrille sein, eine, die ich über der normalen Brille tragen kann. Ich hätte nicht gedacht, dass man mit dieser Anordnung überhaupt noch durchs Mikroskop schauen kann! Sehr gewöhnungsbedürftig. Aber wir haben ja noch Live-View von der Kamera!

Bei Auflicht-Fluoreszenz beleuchtet das Anregungslicht (bei mir blau oder UV) das Objekt von oben durch das Objektiv. Wenn es Fluoreszenz gibt, gelangt dieses Fluoreszenzlicht umgekehrt wieder durch das Objektiv zur Kamera.
Das Hauptproblem ist die, oft vergleichsweise geringe, Lichtausbeute. Diese hängt von der Wellenlänge des Anregungslichtes ab, vom Objekt, von Fluoreszenzfarbstoffen, auch vom Objektiv, um nur ein paar Einflussgrößen zu nennen.
Bei Micromounts kommt das Anregungslicht also senkrecht von oben. Das durch Fluoreszenz entstandene Licht scheint dann aus dem Kristall heraus zu strahlen. Da kann man schlecht mit Licht und Schatten spielen. Wenn dann das Fluoreszenzlicht auch noch sehr schwach ist, wird das Stacken schwierig, da die geringen Kontraste das Fokussieren extrem erschweren.

Generell stacke ich mit der EOS 750D und steure diese über Helicon Remote. Dort gibt es in den Grundeinstellungen einen Punkt „Live View Helligkeit erhöhen“. Das geht bis +5EV! Das Live-View-Bild ist dann ordentlich verrauscht, aber immer noch besser als nix!
Die Belichtungszeiten der Aufnahmen, die ich in den letzten Tagen gemacht habe, lagen zwischen 1/20 s (Einsatz von Fluoreszenzfarbstoff) und 6 s bei schwach leuchtenden Kristallen. ISO zwischen 100 und 800. Da muss man sehr auf Fremdlicht achten, auch von den Bildschirmen in der Nähe. Ich mache bei gedämpftem Licht im Raum immer zuerst eine Probeaufnahme ohne das Auflicht vom Mikroskop. Im Idealfall ist das Bild dann vollständig schwarz. Was dann noch „unter der Grasnarbe“ aufgenommen wird, kann man wohl meist ignorieren. Im Zweifel muss man das Fremdlicht gezielt abschirmen.

Speziell bei Micromounts stellt sich das Problem, für das Stacken den Start- und Endpunkt richtig festzulegen. Nach einigen Versuchen, und Tappen im Dunkeln habe ich mich dann entschlossen, eine meiner guten alten Schwedenfackeln wieder herauszuholen und nutze diese nun als Einstell-Licht. Geht super. Aber auch nur als Orientierung, denn das Leuchten kommt ja oft von anderen Stellen, als von denen, die man gut im sichtbaren Bereich erkennt.
Da wird schnell ein kleiner Bereich, am Rand oder eine Vertiefung im Objekt, übersehen, der dann im Nachhinein unscharf ist. Muss man schon sehr aufpassen.

Fotografiert wird in RAW. Das mache ich generell so, nicht nur bei Fluoreszenz. Aber hier sind die Anforderungen an die Nachbearbeitung u. U. deutlich höher, als bei „normalen Aufnahmen“. Das geht vernünftig nur mit RAW!

Ich habe hier mal zwei Bilder von einem Moosblättchen angehängt, das erste ist eine Einzelaufnahme aus dem Stack (UV-Anregung, Bel.-Zeit 2 s, ISO 200, Bildbreite= 1,1 mm).
Das zweite ist das bearbeitete Bild.

Allerdings geht es mir im Moment nicht um perfekte Bilder, sondern eher darum, die Möglichkeiten auszutesten und Erfahrungen zu sammeln.

Ein weiteres Problem sind Staub und Fusseln jeder Art. Die leuchten nämlich zum Teil um Größenordnungen heller, als das eigentliche Objekt.
Dann sind da auch noch die Objektive, die nur zum Teil für UV-Licht geeignet sind.

Aber dazu vielleicht später mal mehr.

Beste Grüße

Michael





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#2

RE: Fluoreszenzmikroskopie und Fotografieren

in Mikroskopie 25.04.2021 12:26
von Nikonudo | 45 Beiträge

Hallo Michael,

gute Idee mit der Fluoreszenz.
Werde ich demnächst mal ausprobieren.
Werde dich auf dem laufenden halten.


LG Udo


Meine Fotos werden nie perfekt sein. Aber wenn ich ein Foto zeige, dann gefällt es MIR.
Internet: https://www.mikrofoto.org
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#3

RE: Fluoreszenzmikroskopie und Fotografieren

in Mikroskopie 25.04.2021 12:44
von witweb | 704 Beiträge

Hallo Udo,

ja, mach mal.
Das ist ein hochspannendes Thema, leider braucht man spezielles Equipment dafür. Aber das hast du ja...
Andererseits, wer will, kann auch unkompliziert mit einer Taschenlampe in das UV-Thema einsteigen, ohne Auflichtkondensor und ohne Filterwürfel.
Meine ersten Bilder habe ich auch so gemacht, siehe hier: Fotografieren mit UV-Licht.
Dadurch bin ich dann auf den Geschmack gekommen und habe mein Standard 18 aufgerüstet...

LG Michael

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